Otto Siffling

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Otto Siffling
Spielerinformationen
Voller Name Otto Siffling
Geburtstag 3. August 1912
Geburtsort Mannheim-Waldhof, DeutschlandDeutschland
Sterbedatum 20. Oktober 1939
Größe 176
Spitzname Der Holz
Position Angriff
Vereine in der Jugend
bis 1930 DeutschlandDeutschland SV Waldhof Mannheim
Vereine als Aktiver
Jahre Verein Spiele (Tore)1
07/1930 - 10/1939 DeutschlandDeutschland SV Waldhof Mannheim 224 (86)
Nationalmannschaft
1934-1938 DeutschlandDeutschland Deutschland 31 (17)

1 Angegeben sind nur Liga-Spiele.
 Stand: 3. August 2014

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Otto „Holz“ Siffling (* 3. August 1912 in Mannheim-Waldhof; † 20. Oktober 1939) war ein deutscher Fußballspieler. Er spielte für den SV Waldhof Mannheim und die Deutsche Nationalmannschaft, mit der er 1934 die Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft gewann. 1937 schoss er in einem Länderspiel fünf Tore und steht damit auf dem dritten Platz der Nationalspieler mit den meisten Toren in einem Spiel.

Leben

Graffiti 100 Jahre Otto Siffling in Mannheim
Die Bronzemedaille der WM 1934

Sein Heimatverein war der SV Waldhof Mannheim. Er war einer der ersten Fußball-Spieler seines Vereins, der in die Nationalmannschaft berufen wurde (zuvor gab es bereits Handball-Nationalspieler aus diesem Club). Siffling wurde in der Hubenstraße geboren, da wo fünf Jahre zuvor der SV Waldhof gegründet wurde. Siffling war bei der Stadt Mannheim für die Reinigung von Sportplätzen angestellt. Dieser Tätigkeit ging er noch als Nationalspieler nach, ehe er sich mit seiner Schwester mit einem Tabakwarengeschäft in den Quadraten selbstständig machte.

Er bestritt zwischen 1934 und 1938 31 Spiele für die Deutsche Fußballnationalmannschaft und erzielte dabei 17 Treffer. Davor absolvierte er am 12. März 1933 ein Spiel für die Auswahl Süddwutschlands. Sein größter Erfolg war der Dritte Platz bei der Fußball-WM in Italien. Prof.Dr. Otto Nerz setzte im Startspiel der DFB-Elf bei der Weltmeisterschaft 1934 in Italien gegen Belgien am 27. Mai auf den 22-jährigen Debütanten Otto Siffling. "Holz", der Waldhof-Bube, überzeugte den gestrengen System-Trainer (er führte in der Nationalmannschaft erfolgreich das WM-System ein) bei dem 5:2 Erfolg nicht nur wegen seines Treffers so umfänglich, so das er in allen noch folgenden WM-Spielen (Schweden, Tschechoslowakei, Österreich) zum Einsatz kam. Siffling ist bis heute der Spieler mit den meisten Nationalmannschaftsberufungen für Waldhof Mannheim. Er gehörte zu den Lieblinsspielern von Otto Nerz. 1936 schied Siffling mit der favorisierten deutschen Mannschaft am 7. August im Viertelfinale gegen Norwegen aus. 55000 Zuschauer sahen die Begegnung in Berlin.[1]

Mit seinen zehn Toren, die er in den Länderspielen des Jahres 1937 erzielte, gehörte er zu den Spielern, die den größten Anteil am Ruhm der Breslau-Elf hatten, die 1937 in Breslau gegen Dänemark 8:0 gewann. Alleine gegen die Dänen traf Siffling fünf mal ins Schwarze. Das am 16. Mai 1937 in Breslau ausgetragene Spiel gegen Dänemark begründete einen legendären Ruhm der DFB-Elf, der noch Jahrzehnte anhielt und auch nach dem sensationellen Gewinn des WM-Titels 1954 von dem Bundestrainer Sepp Herberger des Öfteren beispielhaft angeführt wurde. Die Formation der "Breslau-Elf" lautete: Jakob-Janes, Münzenberg-Kupfer, Goldbrunner, Kitzinger-Lehner, Gellesch, Siffling, Szepan und Urban. Eine wesentliche taktische Variante war dabei die Position und Aufgabe von Otto Siffling in der Sturmmitte. Er spielte nicht wie es gewohnt war als vorgeschobener "Keilstürmer" in der Angriffsmitte, sondern hing zurück, lockte damit den gegnerischen Stopper aus dem Abwehrzentrum und verteilte die Bälle auf die schnellen Flügel. Die aufgerissene Deckung der Dänen ermöglichte es ihm dann noch zusätzlich blitzschnell in die freien Räume vorzustoßen und selbst zum Abschluss zu kommen. Möglich war diese taktische Variante nur, da Otto Siffling ein überragender Techniker mit ausgeprägter Kombinationsgabe war und dazu auch noch das Toreschießen verstand. Er war durch seine technisch und taktische Vielseitigkeit an keine klassische Position gebunden. Er war ein Alfredo di Stefano der Dreißiger.

Sein letztes Länderspiel bestritt er am 24. April 1938 in Frankfurt am Main beim 1:1-Remis gegen Portugal.

Am 21. September 1930 gab Siffling seinen Einstand in der Bezirksliga Rhein-Saar im Derby seines SVW gegen den VfR Mannheim. Die Blau-Schwarzen gewannen 2:1. Sein erstes Tor für die 1. Mannschaft des SV Waldhof erzielte er nur zwei Wochen später. In der 83. Minute traf er zum 2:2 Endstand beim VfL Neckarau. Am 3. Januar 1931 kam es zum Entscheidungsspiel gegen den FC Phönix Ludwigshafen und Otto sicherte mit dem goldenen Treffer zum 1:0 die Meisterschaft. 1932 und 1933 gelang jeweils die Titelverteidigung. 1934, 1936 und 1937 wure der Waldhof Gaumeister von Baden.

Von Dezember 1938 bis Februar 1939 fehlte Otto Siffling in der Waldhöfer Aufstellung. Die Gründe hierfür blieben zunächst im Verborgenen. Für die Nationalmannschaft, die mittlerweile mit Seppl Herberger ein anderer Waldhöfer übernommen hatte, wurde „Holz“ ebenfalls nicht mehr berufen. Beim 1:1 am 24. April 1938 in Frankfurt gegen Portugal – Siffling markierte eine Viertelstunde vor Schluss den Ausgleichstreffer – hatte er seinen letzten Auftritt im Adler-Trikot.

Die Spielpaise hatte ihm der Verein verordnet. In der ASZ heißt es dazu: "Otto Sifflings mitunter schon früher schlechte Laune war in letzter Zeit durch zurückgegangene Form, die nachlassende Konzentration als Ursache hat, nicht besser geworden. Nichteingehen seiner Nebenleute auf seine immer noch aufblitzenden Ideen, ungenaues Zuspiel seiner Kameraden und ähnliche Kleinigkeiten verhalfen dem Otto zu Umgangsformen, wie sie auf dem Spielfeld unter Kameraden einer Mannschaft nicht erwünscht sind, weil sie den Zusammenhalt und damit die Leistung nicht fördern, vielmehr stören. Das ging eine ganze Weile so, man hoffte auf Besserung, wartete vielleicht zu lange ... man hat begreiflicherweise mit einem verdienten Spieler, wie es Siffling bislang für den SV Waldhof war, viel Geduld augfgebracht. Bis der Faden riss - und nun wird es am Otto selber liegen, ihn wieder anzuknüpfen ..."[2] Offensichtlich tat er dies und rutschte wieder in die Mannschaft.

Nach einem 0:4 im Derby beim VfR Mannheim (März 1939) wurde Siffling für seine kraftlose Spielweise kritisiert. Allzuoft gönnte sich der Torjäger, die Hände in die Hüften gestützt, nun Auszeiten auf dem Platz. Die Atemprobleme, hervorgerufen durch Schmerzen im Brustkorbbereich, wurden immer schlimmer. Zum Arzt ging Siffling nicht, obwohl er – wie ein Zeitzeuge später beschrieb – „mit eingefallenen Wangen, abgemagert, hustend und zitternd, gelb-grünlich im Gesicht“ durch die Gegend lief. „Rippenfellentzündung“, lautete die Diagnose. „Des is ä saudumme G‘schicht. Hoffentlich hält‘s der ,Holz‘ aus“, sagte Hans Jakob, Torwart des FC Bayern sowie der legendären „Breslau-Elf“, als er während einer Länderspielreise in Sofia vom Schicksal seines ehemaligen Teamkollegen erfuhr. Auf der Heimfahrt, der Zug hatte in Belgrad Halt gemacht, kaufte Reichstrainer Herberger die Zeitung und las seinen konsternierten Spielern vor: „Der Nationalspieler Siffling gestorben.“ Siffling, der in 31 Länderspielen 17 Tore erzielt hatte, wurde nur 27 Jahre alt.

Es war der 20. Oktober 1939, und am Ende ging alles ganz schnell. Die Ärzte im Mannheimer Diakonissen-Krankenhaus konnten nichts mehr für den „Holz“ tun, zu lange hatte er seine Rippenfellentzündung unbehandelt mit sich herumgeschleppt. Drei Tage später säumten 2.000 Menschen den Friedhof Käfertal, um Otto Siffling die letzte Ehre zu erweisen. Die Spieler des SV Waldhof – darunter auch Sifflings Brüder Heinrich und Oskar, die ebenfalls den Sprung in die „Erste“ geschafft hatten – waren in Spielkleidung erschienen, eine Trompete blies das Lied vom „Guten Kameraden“. Aufgebahrt in seiner weißen Ausgehuniform der Olympiateilnehmer von 1936 lag er da, die Mütze tief über die Stirn gedrückt, um den Trauergästen den erbärmlichen Anblick zu ersparen. Im Juni 1977 wurde die Kornstraße auf dem „Alten Waldhof“, in der Siffling aufgewachsen war, in Otto-Siffling-Straße umbenannt.

Stimmen zu Otto Siffling

Zwei Mal Otto Siffling: Links in seiner Premieren-Saison am 30. November 1930 beim 4:3-Heimsieg gegen den VfR. Rechts auf einem undatierten Bild in Erwartung des Balles.

KIRN/NATAN, "Fussball",1958, Ullstein-TB-Verlag, Frankfurt/M. Ein goldener Stürmername. Herbergers Vorläufer, Prof. Nerz, schätzte ihn so, wie Herberger Fritz Walter schätzte. Als Halbstürmer und Mittelstürmer gleich erfolgreich, an manchen Tagen schoß er die Tore serienweise. Jürgen Bittner,"Deutschlands Fußball-Nationalspieler", 1997 Sportverlag Berlin Der frühe Tod eines Fußballgenies. Otto Siffling war auf dem Spielfeld ein Virtuose mit Fußballinstinkt und einem verblüffenden Einfallsreichtum. Spätestens beim grandiosen Auftritt der "Breslauer Elf", als er beim 8:0 gegen Dänemark zwischen der 33. und der 65. Minute fünf Tore hintereinander erzielte, rühmte Fußballdeutschland das körperlose Spiel dieses Ausnahmetalents. Karl-Heinz SCHWARZ-PICH, "Otto Siffling", 1999, AGON-Verlag Kassel Vorwort des 8maligen Nationalspielers Wilhelm Simetsreiter von Bayern München: Otto Siffling war ein hervorragender Techniker mit einem phänomenalen Raumverständnis. Sein Spiel war elegant und körperlos. Er war einer der besten Fußballer, der mir jemals begegnet ist.

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Schwarz-Pich charakterisierte Siffling als großen Schweiger, friedlich und verträglich, kompliziert im Charakter, aber auch aufrichtig, der mutig widersprach. Bei seiner Eignungsprüfung zum Kaufmann wollte er Hitlers Geburtsdatum nicht nennen, worauf er von der Prüfung suspendiert wurde. Zu Reichstrainer Sepp Herberger soll er geäußert haben: "Lecken Sie mich am A... mit Ihrem Hitlergruß." Eine weitere Begebenheit spielt auf dem MAnnheimer Hauptbahnhof. Nach der WM 1934 fand dort ein Empfang für Siffling statt. Eine SS-Blaskapelle spielte ununterbrochen. Wer nicht kam, war Otto Siffling. Der war wohl am damaligen Bahnhof Blumenau ausgestiegen und in seine Stammkneipe „Zum Landsknecht“ auf dem Waldhof eingekehrt.[3]

Siffling starb im Alter von nur 27 Jahren 1939 an einer Rippenfellentzündung. Sein letztes Länderspiel bestritt er am 24. April 1938 in Frankfurt/M. beim 1:1 Remis gegen Portugal. Den Treffer für Deutschland steuerte "Holz" wie selbstverständlich bei. Es spielte die "Breslau-Elf", nur auf Linksaußen stürmte der Wormser Seppl Fath für den Schalker Urban. Als ihn der tragische Tod ereilte (20. Oktober 1939), befand sich die DFB-Elf auf einer Länderspielreise im Balkan. Seine Nationalmannschaftskameraden spielten am 15. Oktober in Zagreb gegen Jugoslawien und am 22. Oktober in Sofia gegen Bulgarien. Fußball-Deutschland verlor einen Großen, Waldhof und Mannheim darüberhinaus einen unverfälschten und wahrhaftigen Sohn der Stadt und Region.

Trauer auf dem Waldhof: Otto Siffling wird zu Grabe getragen.

Ehrungen

Seine Heimatstadt Mannheim benannte 1977 eine Straße im Stadtteil Waldhof nach ihm.[4] Zu seinem hundertsten Geburtstag wurden die Ost-Tribüne im Carl-Benz-Stadion nach Siffling benannt[5] und an seinem Geburtshaus in der Hubenstraße eine Gedenktafel enthüllt.[6]

Am 20. Oktober 2018 wurde auf dem Friedhof Käfertal eine weitere Gedenktafel enthüllt.[7] Über einen QR-Code wird ein ausführlicher biografischer Text mit Fotos zugänglich gemacht.

Vereinsspiele

Liga Jahr Verein Spiele Tore
Bezirksliga Rhein 1930-1931 SV Waldhof Mannheim
Bezirksliga Rhein 1931-1932 SV Waldhof Mannheim
Bezirksliga Rhein 1932-1933 SV Waldhof Mannheim 1 1
Endrunde um die Süddeutsche Meisterschaft 1932-1933 SV Waldhof Mannheim 6 3 (*)
Gauliga Baden 1933-1934 SV Waldhof Mannheim 16 10
Deutsche Meisterschaftsrunde 1933-1934 SV Waldhof Mannheim 7 11
Gauliga Baden 1934-1935 SV Waldhof Mannheim 17 10
Gauliga Baden 1935-1936 SV Waldhof Mannheim 18 18
Deutsche Meisterschaftsrunde 1935-1936 SV Waldhof Mannheim 6 0
Tschammerpokal 1935-1936 SV Waldhof Mannheim 5 2
Gauliga Baden 1936-1937 SV Waldhof Mannheim 14 10
Deutsche Meisterschaftsrunde 1936-1937 SV Waldhof Mannheim 6 0
Tschammerpokal 1936-1937 SV Waldhof Mannheim 4 2
Gauliga Baden 1937-1938 SV Waldhof Mannheim 15 10
Tschammerpokal 1937-1938 SV Waldhof Mannheim 5 6
Gauliga Baden 1938-1939 SV Waldhof Mannheim 11 4
Tschammerpokal 1938-1939 SV Waldhof Mannheim 5 6

* fehlen Spiele

Bilder

Einzelnachweise

  1. Deutschland blamiert sich bei den Olympischen Spielen in Berlin kicker.de vom 28.3.2020, abgerufen am 26. Juni 2020
  2. ASZ (Allgemeine Sport-Zeitung) Nr.95 vom 4.12.1938, Seite 5
  3. Wie Nerz, Herberger und Siffling Mitglieder der NSDAP wurden mannheimer-morgen.de vom 12.6.2024, abgerufen am 12. Juni 2024
  4. Stadtarchiv Mannheim stadtarchiv.mannheim.de
  5. Bescheidener Spitzensportler morgenweb.de
  6. Gedenkplakette erinnert an den Ausnahmefußballer. Rhein-Neckar-Zeitung, 6. August 2012. abgerufen am gleichen Tage.
  7. Mannheimer Morgen vom 22. Oktober 2018, Seite 14 "Für uns Fans ist er eine Legende"

Weblinks

Literatur

  • Doppelpass - SV Waldhof Mannheim Fans gegen Gewalt und Rassismus e.V. (Hrsg.): Otto Siffling - Eine Fußballegende wird 100. Katalog zur Ausstellung in Mannheim vom 1. bis 13. Juni 2012 in der Alten Feuerwache Mannheim, Berlin 2012, ISBN 978-3-00-038249-9.
  • Jürgen Bitter: Deutschlands Fußball-Nationalspieler: Das Lexikon. Sportverlag, Berlin 1997, ISBN 3-328-00749-0.
  • Richard Kirn, Alex Natan: Fussball. Ullstein-TB-Verlag, Frankfurt am Main 1958.
  • Karl-Heinz Schwarz-Pich: Otto Siffling, der SV Waldhof und die deutsche Fußball-Nationalmannschaft im Dritten Reich. Agon-Sportverlag, Kassel 1999, ISBN 3-89784-101-0.
  • Andreas Ebner: Als der Krieg den Fußball fraß. 2016, ISBN 978-3-89735-879-9


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