Süddeutsche Fußballmeisterschaft 1901/02

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Die süddeutsche Fußballmeisterschaft 1901/02 war der vierte vom Verband Süddeutscher Fußball-Vereine (VSFV) ausgetragene Wettbewerb. Meister wurde der Karlsruher FV. Ein Spielbetrieb in Spielklassen wurde vom süddeutschen Verband noch nicht organisiert, lediglich in einzelnen Städten spielte man in regionalen Fußballverbänden oder auf Initiative von Vereinen Meisterschaften aus. Der VFSV war lediglich für die überregionalen Endrundenspiele zuständig.

Regionaler Spielbetrieb

Maingau

Im Rhein-Main-Gebiet, insbesondere in Frankfurt und Hanau, hatte sich seit der Jahrhundertwende ein reger Spielbetrieb entwickelt. Zahlreiche Freundschafts- und Schauspiele zwischen den Mannschaften sorgten dafür, dass immer neue Vereine entstanden, darunter im Jahr 1901 beispielsweise Kickers Offenbach, Germania Bieber und Viktoria Aschaffenburg sowie im Frankfurter Stadtteil Bockenheim der FV Amicitia, die FVgg 01 und der FC Germania (Vorgängervereine von Rot-Weiss Frankfurt). Der Frankfurter Association Bund organisierte wie schon im Vorjahr eine Stadtmeisterschaft, die der FC Victoria gewann. Die Ausscheidungsspiele zur süddeutschen Meisterschaft sind nur teilweise bekannt, Hanau 93 und Germania 94 Frankfurt qualifizierten sich über folgende Begegnungen für das Halbfinale:

1. Hanauer FC 93 FC Victoria Frankfurt 2:0 1. Runde, 01. Dezember 1901
Frankfurter FC Kickers 1. Hanauer FC 93 1:5 2. Runde, 15. Dezember 1901
Darmstädter FC Germania 94 Frankfurt 1:3 2. Runde, in Offenbach

Pfalz und Mannheim

In der seinerzeit noch zu Bayern gehörigen Pfalz steckte der Fußball noch in den Kinderschuhen. In Ludwigshafen war mit dem FC Revidia 1900 ein erster Verein entstanden und auch im nördlichen Vorort Frankenthal gab es mit dem FC 1900 einen Pionierverein, beide traten aber noch nicht nennenswert in Erscheinung. Auch der FC 1900 Kaiserslautern war noch weit vom Niveau der süddeutschen Spitzenmannschaften entfernt, wie das Ergebnis eines Freundschaftsspieles aus dem Jahr 1901 verdeutlicht: Der FC 1900 unterlag dem Karlsruher FV mit 0:29. In Mannheim war man hingegen schon weiter, und zumindest im Vorjahr beteiligte sich ein Vertreter aus der Quadratestadt an der süddeutschen Meisterschaft. Zudem bemühte sich der lokale Mannheimer Fußball-Bund in diesem Jahr, auch Vereine aus der Umgebung in den Spielbetrieb zu integrieren – der Kleinverband zerbrach aber wohl schon 1902 an internen Streitigkeiten. Über eine Beteiligung von Pfälzer oder Mannheimer Vereinen an der süddeutschen Meisterschaft 1901/02 ist nichts bekannt.

Württemberg, Baden, Elsass

Im Bezirk Württemberg nahmen in diesem Jahr neben den Stuttgarter Kickers mindestens noch die Vereine FC Stuttgart 1894 und FV Schwaben Stuttgart teil. Ergebnisse aus diesen Begegnungen sind nicht bekannt. Die Stuttgarter Kickers wurden Württembergischer Meister. Unter den vergleichsweise zahlreichen Vereinen in der badischen Residenzstadt Karlsruhe ragte der Karlsruher FV heraus, der im Vorjahr erstmals den süddeutschen Titel hatte erringen können und zu dieser Zeit als nahezu unbesiegbar galt. In der näheren Umgebung gab es mit dem 1. FC Pforzheim immerhin einen Verein, der dem KFV auf Augenhöhe begegnete. Am Oberrhein kämpften nach wie vor die drei Vereine Freiburger FC, Straßburger FV und FC Mühlhausen 1893 um die Vorherrschaft.

Folgende Ausscheidungsspiele zur süddeutschen Meisterschaft sind für die Region Württemberg/Baden/Elsass bekannt:

1. FC Pforzheim Stuttgarter Kickers 5:1
Karlsruher FV Straßburger FV 7:2

Bayern

Die Fußballmannschaften des 1. FC Bamberg und des 1. FC Nürnberg (gestreifte Hemden)
anlässlich der ersten Begegnung der beiden Vereine am 29. September 1901.

In München wurde erstmals eine inoffizielle Stadtmeisterschaft ausgespielt, an der die Vereine FC Bayern München, FC Bavaria 1899 München, 1. Münchner FC 1896 und MTV München 1879 teilnahmen. Gewinner war der FC Bayern, der aber nicht an der süddeutschen Endrunde teilnahm. Außerhalb Münchens gab es nur in wenigen Städten Fußballvereine. Der 1. FC Nürnberg war in Mittelfranken noch weitgehend konkurrenzlos, immerhin sorgte sein erstes offizielles Auftreten anlässlich der Gründung des 1. FC Bamberg am 29. September 1901 für Aufsehen. Über eine Beteiligung bayrischer Mannschaften an der süddeutschen Meisterschaft 1901/02 ist nichts bekannt.

Endrunde um die süddeutsche Meisterschaft

In der Endrunde setzte sich der in diesen Jahren in Süddeutschland überragende Karlsruher FV durch und sicherte sich damit in der vierten Finalteilnahme zum zweiten Mal den Titel. Eine deutsche Meisterschaft wurde auch in diesem Jahr noch nicht ausgespielt, die erste vom DFB ausgerichtete Endrunde folgte erst in der Saison 1902/03.

Halbfinale
Karlsruher FV 1. FC Pforzheim 5:1 23. Februar 1902 in Karlsruhe
Germania 94 Frankfurt 1. Hanauer FC 93 1:4 23. März 1902 in Offenbach
Endspiel um die süddeutsche Meisterschaft
1. Hanauer FC 93 Karlsruher FV 0:4 06. April 1902 in Hanau

KFV: Langer - Zweerts, Holdermann - Sauter, Ivo Schricker, Altenheim - Gutsch, Heck, Zinser, Wetzler, Jüngling.[1]

Literatur

  • Christoph Bausenwein, Harald Kaiser, Bernd Siegler: Die Legende vom Club. Die Geschichte des 1. FC Nürnberg. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2006, ISBN 3-89533-536-3.
  • Hardy Grüne: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 1: Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga. 1890 bis 1963. Deutsche Meisterschaft, Gauliga, Oberliga. Zahlen, Bilder, Geschichten. Agon-Sportverlag, Kassel 1996, ISBN 3-928562-85-1, S. 15.
  • Ulrich Matheja: Schlappekicker und Himmelsstürmer. Die Geschichte von Eintracht Frankfurt. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2007, ISBN 978-3-89533-538-9.
  • Günter Rohrbacher-List: Im Herzen der Pfalz. Die Geschichte des 1. FC Kaiserslautern. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2007, ISBN 978-3-89533-583-9.
  • Dietrich Schulze-Marmeling: Die Bayern. Die Geschichte eines Rekordmeisters. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2009, ISBN 978-3-89533-669-0.

Einzelverweise

  1. Spielbericht in: Het Sportblad vom 11. April 1902


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