Bundesliga-Skandal

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Dieser Artikel behandelt den Bundesliga-Skandal von 1970/71. Für den 2005 aufgedeckten Skandal um den Schiedsrichter Robert Hoyzer, siehe Fußball-Wettskandal 2005.

Als Bundesligaskandal werden die Vorgänge um den Abstiegskampf in der Fußball-Bundesligasaison 1970/71 bezeichnet, als es auf Grund von manipulierten Punktspielen den Klubs von Rot-Weiß Oberhausen und Arminia Bielefeld gelungen war, in der 1. Bundesliga zu verbleiben.

Geschichte

Aufgedeckt wurde das „Verschieben“ von Spielen durch den Vereinspräsidenten von Kickers Offenbach, Horst-Gregorio Canellas, der dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) ein Tonband mit den Stimmen der Spieler vorspielte, die ihm eindeutige Bestechungsangebote machten (u. a. die Nationalspieler Bernd Patzke und Manfred Manglitz), da Kickers Offenbach ebenfalls vom Abstieg bedroht war.

Bei den vom DFB-„Chefankläger“ Hans Kindermann geführten Ermittlungen wurde festgestellt, dass unter anderem das Bundesligaspiel FC Schalke 04 - Arminia Bielefeld (17. April 1971, Endstand 0:1) vom damaligen Schalker Vorstand und von Spielern „verkauft“ worden war. Daraufhin wurden 1973 fast alle Spieler der Schalker Mannschaft zu langen Sperren verurteilt. Die bekanntesten Verurteilten waren die Nationalspieler Reinhard „Stan“ Libuda (lebenslänglich, begnadigt nach zwei Jahren), Klaus Fichtel (lebenslänglich, begnadigt nach sechs Monaten) und Klaus Fischer (lebenslänglich, abgemildert zu einem Jahr). Auch Manfred Manglitz, Torwart des 1. FC Köln, wurde zweimal lebenslang gesperrt (und nach zwei Jahren begnadigt). Zunächst beteuerten die zurecht Beschuldigten seitens Schalke ihre Unschuld und schworen sogar einen Eid darauf. Dieser Schwur konnte schließlich als Meineid entlarvt werden. Kein anderer Verein war zudem mit so vielen Spielern in diesen Skandal verwickelt wie der FC Schalke 04. Trotzdem wurde der Club in der folgenden Saison 71/72 Vizemeister, weil die Spieler erst in der Saison 72/73 gesperrt wurden. Die Fans der Schalker Ruhrgebiets-Rivalen Borussia Dortmund und Rot-Weiss Essen bezeichnen den Verein Schalke 04 daher noch heute als FC Meineid.

Insgesamt wurden 52 Spieler, zwei Trainer (Egon Piechaczek, Arminia Bielefeld, und Günther Brocker, Rot-Weiß Oberhausen) sowie sechs Vereinsfunktionäre bestraft - auch Canellas, weil er am Telefon zum Schein auf die Bestechungsangebote eingegangen war. Außerdem wurde den Vereinen Arminia Bielefeld und Kickers Offenbach die Bundesligalizenz entzogen. Für Bielefeld war dies 1972 mit einem Zwangsabstieg und einer „Geistersaison“ verbunden.

Dem Verein Rot-Weiss Essen, der 1971 wegen der Manipulationen anderer abgestiegen war, wurde keine Wiedergutmachung gewährt. Dennoch schaffte er nach zwei Jahren den Sprung zurück in die Bundesliga, versank jedoch später in den unteren Klassen.

Die manipulierten Spiele

Die bestraften Spieler

  • FC Schalke 04: Klaus Fichtel (Sperre vom 18. März 1973 bis 17. März 1975, ab 25. Juni 1973 Freigabe für Ausland, 2.300 DM Geldbuße, begnadigt am 24. Januar 1974, Sperre vom 3. Januar 1978 bis 22. Januar 1978, 10.000 DM Geldbuße an die Krebshilfe). Hans-Jürgen Wittkamp, Rolf Rüssmann, Herbert Lütkebohmert (alle vom 18. März 1973 bis 28. Februar 1974 gesperrt, Freigabe fürs Ausland ab 25. Juni 1973, 2.300 DM Geldstrafe, begnadigt am 24. Januar 1974, Sperre vom 21. Februar 1976 bis 24. März 1976 sowie vom 9. Dezember 1976 bis 14. Januar 1977, 10.000 DM Geldbuße zugunsten der Krebshilfe). Manfred Pohlschmidt (ab 5. August 1972 Sperre auf Lebenszeit, 2.300 DM Geldbuße, begnadigt am 25. Januar 1978). Hans Pirkner (Sperre vom 5. August 1972 bis 4. August 1974, 2.300 DM Geldbuße, begnadigt am 15. August 1973 vom ÖFB). Jürgen Sobieray (Sperre vom 5. August 1972 bis 30. September 1973, vom 21. Februar 1976 bis 24. März 1976 und vom 9. Dezember 1976 bis 14. Januar 1977, 2.300 DM Geldstrafe und 10.000 DM an die Krebshilfe, Freigabe fürs Ausland ab 25. Juni 1973). Klaus Fischer (Sperre vom 30. September 1972 bis 30. September 1973, vom 21. Februar 1976 bis 24. März 1976 und vom 9. Dezember 1976 bis 14. Januar 1977, 2.300 DM Geldstrafe und 10.000 DM für die Krebshilfe, Freigabe fürs Ausland). Reinhard Libuda (ab 30. September 1972 Sperre auf Lebenszeit, 2.300 DM Geldstrafe, begnadigt am 5. Januar 1974). Dieter Burdenski (Sperre vom 4. Februar 1973 bis 21. Mai 1973, 2.300 DM Geldbuße, begnadigt am 15. Mai 1973). Klaus Sänger (Sperre vom 21. Februar 1976 bis 30. Juni 1976). Jürgen Galbierz (Sperre vom 5. August 1972 bis 4. August 1974, 2.300 DM Geldbuße, begnadigt am 6. August 1973). Heinz van Haaren (Sperre vom 25. April 1973 bis 24. April 1975, 2.300 DM Geldbuße).
  • Arminia Bielefeld: Waldemar Slomiany (Sperre vom 8. April 1972 bis 31. Juli 1974). Jürgen Neumann (ab 23. Oktober 1971 Sperre auf Lebenszeit, 15.000 DM Geldbuße, begnadigt am 20. August 1976. Weil Neumann nicht zahlte, wurde ihm am 11. Dezember 1978 die Spielerlaubnis wieder entzogen).

Die bestraften Trainer

Egon Piechaczek (Arminia Bielefeld, am 15. April 1972 Sperre auf Lebenszeit, begnadigt am 1. April 1975). Günter Brocker (Rot-Weiß Oberhausen, Sperre vom 11. November 1972 bis 10. November 1974).

Die bestraften Funktionäre

Horst-Gregorio Canellas (am 24. Juli 1971 Sperre auf Lebenszeit, begnadigt am 16. Dezember 1976), Friedrich Mann, Fritz Koch, Waldemar Klein (alle Offenbach, alle gesperrt vom 24. Juli 1971 bis 1. Juli 1972), Peter Maaßen (Oberhausen, Sperre vom 7. Juli 1972 bis 6. Juli 1974). Wolfgang Holst (Hertha BSC, Sperre vom 24. März 1973 bis 23. März 1978, begnadigt am 20. Dezember 1977)

Die bestraften Vereine

Interessanterweise wurden mit Arminia Bielefeld (am 15. April 1972 Lizenzentzug und Versetzung in die Regionalliga, 50.000 DM Geldbuße) und Kickers Offenbach (am 24. Juli 1971 Lizenzentzug für zwei Jahre) nur zwei der beteiligten Vereine bestraft. Kritiker werfen den Verantwortlichen bis heute vor, auf Grund der anstehenden WM 1974 in Deutschland, zu schnell und oberflächlich geurteilt zu haben.

Weblinks

sv:Bundesligaskandalen



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